Raphael Kassner


Zuerst zog es mich zur Kunst. Genauer: zum Verstehen wollen was Mensch sein bedeutet, wie Gesellschaft funktioniert (und leider immer mehr: wie nicht). Das Theater wurde mir, als genuiner Ort der Ko-Kreation, zugleich zum Erkenntnisraum und zur idealen Spielwiese. Was für ein Privileg!

 

Und doch gewann auf die Dauer ein anderer Aspekt zunehmend an Bedeutung: die Freude und Herausforderung, Menschen in Entwicklungs- und Veränderungsprozessen zu begleiten. Dabei hat mich die langjährige Theaterarbeit vor allem eines gelehrt: authentische Darstellung – wie auch nachhaltige Veränderung – gelingt nur, wenn sie im Kopf verstanden, im Körper verankert und mit den Gefühlen verbunden ist. „Du musst dein Ändern leben“ – und zwar auf allen Ebenen!

 

Oder so: ich studierte Kulturwissenschaften in Berlin und Hildesheim und zeitgenössischen Tanz in Amsterdam. Diverse Engagements als Schauspieler, Tänzer, Musiker und Regisseur führten schließlich zu einer Festanstellung als Theaterpädagoge und Dramaturg an einem großen Stadttheater. Da hielt es mich allerdings nicht länger als vier Jahre. Nach einem Zwischenspiel auf einer Schweizer Kuhalp bin ich nun seit mehr als einem Jahrzehnt als freier Regisseur und Theaterpädagoge unterwegs, entwickle und inszeniere Stücke mit Laien wie Profis und gebe Workshops in Unternehmen und Bildungseinrichtungen. In den letzten Jahren verlagert sich mein Tätigkeitsschwerpunkt zunehmend zur Moderation und Begleitung von Menschen und Organisationen in Veränderungsprozessen, auch wenn mir das Theater weiterhin Heimat und Anker ist. 

 

Mein Blick auf den Menschen ist vorbehaltlos und potentialorientiert, was sich gerade in scheinbar kunstfernen Zusammenhängen oft als Glücksfall erweist. Ich bin der Überzeugung, dass nur aus der Bereitschaft sich ins Ungewohnte zu begeben und das Abenteuer zu wagen, wirkliche Veränderung stattfinden kann und die, bevor sie eine Struktur erfasst, beim einzelnen Menschen ansetzen muss.


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